Curt Wilhelm Hugo Ritscher, 18541938 (leeftijd 83 jaar)

Naam
Curt Wilhelm Hugo /Ritscher/
Voornamen
Curt Wilhelm Hugo
Achternaam
Ritscher
Roepnaam
Hugo
Geboorte
Adres: Plauenschen Gasse
Huwelijk
Geboorte van een broer
Geboorte van een broer
Overlijden van grootmoeder van vaders kant
Overlijden van grootmoeder van moeders kant
Overlijden van moeder
Overlijden van grootvader van vaders kant
Geboorte van een halfbroer
Overlijden van een halfbroer
Geboorte van een halfzus
Geboorte van een dochter
Geboorte van een zoon
Geboorte van een zoon
Geboorte van een dochter
Geboorte van een dochter
Overlijden van een echtgenote
Overlijden van vader
Adres: Dresden-Strehlen, Dorotheenstr. 2
Overlijden van een zoon
Oorzaak: in Russland im ersten Weltkrieg gefallen
Overlijden van een broer
Overlijden van een broer
Overlijden van een broer
Overlijden
11 maart 1938 (leeftijd 83 jaar)
Laatste wijziging
3 december 201220:31:09
Auteur van laatste wijziging: admini
Gezin met ouders
vader
moeder
Huwelijk Huwelijk17 januari 1850Jessen
-1 maand
oudere broer
5 jaar
hijzelf
17 maanden
jongere broer
Personen/Paul Ritscher und Henriette van Engelen hochzeit.jpg
18561920
Geboorte: 16 mei 1856 36 26
Overlijden: 18 augustus 1920
20 maanden
jongere broer
Julius Ritscher auf seinen 90. Geburtstag (8. 4. 1910)
18571926
Geboorte: 26 december 1857 37 28 Calbe a.d.Saale
Overlijden: 18 juli 1926Kleve
broer
Gezin van vader met Elisabeth Wolf
vader
stiefmoeder
Huwelijk Huwelijk
halfbroer
6 jaar
halfzus
Gezin met Olga Hofmann
hijzelf
partner
dochter
6 jaar
zoon
Album_Bambula/LIBU 105 Max Ritscher Antwerpen 1905 b.jpg
18861915
Geboorte: 1886 31 26
Overlijden: 13 juli 1915in Russland im ersten Weltkrieg gefallen
9 maanden
zoon
18861962
Geboorte: 11 oktober 1886 31 27 Uerdingen
Overlijden: 27 juni 1962Kleve
5 jaar
dochter
5 jaar
dochter
Album_Bambula/LIBU 029 Liesel und Käthe.jpg
18961975
Geboorte: 6 juli 1896 41 36 Werdau
Overlijden: 24 juli 1975Dresden
zoon
Gezin met Florentine May
hijzelf
echtgenote
Huwelijk Huwelijk
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Personen/Hugo Ritscher (uitsnede).jpg
Personen/Hugo Ritscher (uitsnede).jpg
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Personen/Julius, Hugo und Rudolf Ritscher.jpg
Personen/Julius, Hugo und Rudolf Ritscher.jpg
Notitie: 3 Generationen: Hugo, Rudolf, Julius
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Julius Ritscher auf seinen 90. Geburtstag (8. 4. 1910)
Julius Ritscher auf seinen 90. Geburtstag (8. 4. 1910)
Notitie: Vlnr. boven: Oskar, Hugo und Paul Ritscher, ?, ?, ?, Julius Ritscher jr. Vlnr. onder: ?, (Elisabeth Wolf?), Julius Ritscher sr, Elisabeth Ritscher.
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Album_Bambula/LIBU 002 2 b.jpg
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Album_Bambula/LIBU 002 1 Hugo Ritscher september 1907.jpg
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Notitie: Vlnr: Onkel Richard H, Arthur Schipphahn, Wally Schipphahn-Hofmann, Liesel, Dora, vater Hugo.
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Album_Bambula/LIBU 053 Hugo Ritscher gemalt von Elisabeth Ritscher.jpg
Album_Bambula/LIBU 053 Hugo Ritscher gemalt von Elisabeth Ritscher.jpg
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Album_Bambula/LIBU 131 Weihnachten 1907.jpg
Album_Bambula/LIBU 131 Weihnachten 1907.jpg

Erinnerungen von Hugo Ritscher

Von mir hinzugefügte Bemerkungen habe ich zwischen { } gesetzt !  -  HSBM.

Abschrift aus den Erinnerungen unseres Vaters Hugo Ritscher

Ich bin geboren am 26. Dezember 1854 in Dresden in der kleinen Plauenschen Gasse und erhielt die Namen Curt Wilhelm Hugo. Mein Vater war Kunstmaler, hauptsächlich Porträtmaler. Er hieß: August Wilhelm Julius und ist am 8. April 1820 in Calau geboren. Gestorben ist er am 16. Juni 1911  in Dresden-Strehlen, Dorotheenstr. 2 I. Meine Mutter hieß Emilie Agnes und ist, soviel ich weiß, am 5. Oktober 1829 in Jessen bei Wittenberg auf den vor der Stadt liegenden Jessener Weinbergen geboren, wo ihr Vater, Sickert, einen Gasthof, den er später verkaufte, besaß. Er besaß eine Ziegelei und wahrscheinlich auch einen Weinberg. Die Ziegelei hat nach seinem Tode sein Sohn, also der Bruder meiner Mutter, in Besitz gehabt. Gekannt habe ich meinen Großvater und meine Großmutter mütterlicher Seite nicht. Meine Mutter ist am 18. November 1867 in Sagan gestorben und war ungefähr ½ Jahr schwer leidend und hat viel Schmerzen ausgestanden. Sie litt an Krebs im Unterleib. Auf meine Großeltern väterlicherseits   kann ich mich noch sehr gut besinnen. Mein Großvater hieß Carl Gottlob Ritscher und ist im Dezember 1793 geboren. Gestorben ist er Weihnachten, 26. Dezember 1868 in Sagan. Er war Braumeister und auch der Sohn eines Braumeisters, welch letzterer eine Brauerei in Dresden-Friedrichstraße besessen hat. Er hieß auch Carl Gottlob. Mein Großvater hat wohl an verschiedenen Plätzen, in Siewisch bei Calau, und Neuzelle in der Nähe von Frankfurt an der Oder, kleine Brauereien betrieben. Die letzten Jahre seines Lebens war er in Sagan bei meinem Onkel Louis, dem Bruder meines Vaters, wie man jetzt so sagt in Ruhestand. Meine Großmutter väterlicherseits hieß Wilhelmine und war die Tochter des Lehrers Sigismund Tillich 1741/1807 in Groß-Briesen bei Guben. (Sein Bruder Pfarrer Ernst Tillich wurde 1780 geboren aus 2. Ehe des Vaters Siegmund Tillich mit Dorothea geb. Strussak.) Ich glaube sie, die Großmutter Wilhelmine , war etwas älter als mein Großvater. Sie lebte die letzten Jahre ebenfalls in Sagan, und zwar auf einem vom Onkel für diesen Zweck gekauften kleinen Grundstück mit kleinem Wohnhaus und Stallgebäude für Kleinvieh, genannt "Alte Mühle", auch "Hardtgrund". Dieses Grundstück lag ganz nahe bei Sagan. Es ist möglich,  daß es zum Dorfe "Eckersdorf" gehörte. Dieses Grundstück wurde von Wilhelmine, zum Teil von ihr, zum Teil vom Onkel Louis, bewirtschaftet. Der Onkel baute viel Gurken darauf, der Großvater aus Liebhaberei Hopfen. Die Großmutter (1790 geboren, 1864 gestorben) hatte Hühner, Gänse und Ziegen. - Mein Vater hatte nur den einen Bruder, Louis mit Namen. Derselbe war 2 Jahre jünger als mein Vater, war Mitinhaber der Firma Neumann u. Co., Tuchfabrik in Sagan, schied aber mehrere Jahre vor seinem Tode aus, und baute sich auf seinem Grundstück in Sagan ein kleines Haus und zog auf diesem Grundstück Blumen, die er viel nach auswärts verschickte, geboren 26.3.1822. Er hat ein hohes Alter, über 80 Jahre, erreicht und starb plötzlich in der Nacht. Sein im Nebenzimmer schlafender Sohn hörte nur einen stöhnenden Ton, und als er nach seinem Vater sah, war er tot. Krank gewesen war er nicht. Meines Onkels Frau hieß Pauline und war die Tochter des Tuchfabrikanten Schwedler in Sagan. -

Ich hatte 4 Brüder, von denen der jüngste, Hermann, im Alter von vielleicht 1 Jahr in Deutschmachern bei Sagan gestorben ist. Die übrigen sind als Männer im Alter von ungefähr 68 Jahren gestorben. Es sind dies Robert Julius, geb. in Jessen bei Wittenberg am 7. November 1849, gestorben als Bauingenieur bei der Linksrheinischen Eisenbahn in Crefeld. -

Alfred Paul, geb. 16. Mai 1856 in Jessen, gestorben als Abteilungschef der Firma van den Bergh Margarinefabrik in Cleve, gest. 18.8.1920.

Emil Oskar, geb. 26. Dezember 1857 in Calbe a.d.Saale. Ich hatte also mit ihm am gleichen Tag Geburtstag, und zwar ist einer von uns beiden abends um 10 Uhr, der andere 10 Minuten vor 10 Uhr abends geboren. Gestorben ist Oskar als Lagerverwalter im Ruhestand der Firma  Wahnschaffe u. Co., Margarinefabrik in Cleve.

Aus der zweiten Ehe meines Vaters stammt ein Bruder Hans Joachim Herbert, der im Alter von ungefähr 4 Jahren, etwa 1878 gestorben ist.

Elisabeth Ritscher, geb. 23. März 1880 in Dresden-Strehlen, Kunstmalerin, wo sie Dorotheenstr. 2 I wohnte.

Meine Mutter hatte mehrere Geschwister, doch weiß ich darüber nicht viel. Ein Bruder von ihr hatte die Ziegelei in Jessen, die der Vater gehabt hatte. Ich war, es kann ungefähr 1879 gewesen sein, einmal einige Tage zu Besuch bei ihnen und wurde von ihm und seiner Frau und seinen Kindern freundlich aufgenommen. Wir machten auf den Jessener Weinbergen bei Bekannten einige Besuche und es wurde mir da mehrfach gesagt, daß man mich hätte ankommen sehen - ich kam unerwartet und ohne Begleitung von Verwandten - und gleich gedacht hätten, das müßte doch Ritschers Hugo sein. So hatte man mich also von meiner Kindheit im Gedächtnis.
Dieser Bruder meiner Mutter hatte meiner Erinnerung nach 3 Töchter, von denen eine in dem nahen Städtchen Schweinitz an einen Bäckermeister verheiratet war. Ich habe sie damals auch besucht.
Eine Schwester meiner Mutter war an einen Thäle verheiratet, doch sind Mann und Frau wohl jung gestorben, und scheinen in  sehr bescheidenen Verhältnissen gelebt zu haben. Ein Sohn von ihnen, Carl Thäle, hat längere Jahre bei uns in Sagan gelebt. Er war Musiker von Beruf. - Eine weitere Schwester meiner Mutter war an einen Lehrer in Torgau verheiratet, doch weiß ich den Namen derselben nicht. - Endlich war noch eine Schwester, Emilie, da, die in erster Ehe an den Kunstmaaler Hain in Dresden verheiratet war, der in der Friedrichstr. ein Haus hatte, und wesentlich älter war. Er war Jude gewesen und hatte sich taufen lassen, wie er meinem Vater gesagt hat, weil den Juden früher das Vorwärtskommen zu schwer gemacht wurde. Er hat seine Frau, also meine Tante Emilie, in guten Verhältnissen zurückgelassen. Dieselbe war in zweiter Ehe an Rudolf Müller, damals in Dresden, der Geistlicher der apostolischen Gemeinde und im ursprünglichen Beruf Architekt war, verheiratet. Sie wohnten längere Zeit in Berlin, Leipzig, Albury bei London und in Erfurt, wo die Tochter aus erster Ehe meiner Tante, Anna Hain, an den Mitinhaber der Firma Heinrich Schmidt, Getreidegeschäft, in guten Verhältnissen verheiratet war. Aus dieser Ehe sind mehrere Kinder geboren, von denen eine Tochter an einen wesentlich älteren Baron nicht grade glücklich verheiratet war. In späteren Jahren lebte diese meine Cousine, also Anna Schmidt, geb. Hain, von ihrem Mann getrennt, mit ihrer Mutter  - der Mann der letzteren war inzwischen gestorben -  in Halle. Dort habe ich, als ich von Werdau einmal nach dem Rhein fuhr, auf der Durchreise einen Besuch gemacht, doch traf ich nur meine Cousine an, weil meine Tante zur Erholung in Harzburg war. Ich habe dann nichts mehr von ihnen gehört. -

Mein Onkel Louis in Sagan hatte folgende Kinder: Adelheid geb. 25.Mai 1856 in Sagan, verheiratet gewesen an den in guten Verhältnissen und sehr angesehenen Kürschnermeister Fischer. Derselbe hat längere Jahre bis in ziemlich hohes Alter hinein in Sagan als Rentier gelebt, und Adelheid lebt noch heute als seine Witwe, kinderlos, daselbst Bahnhofstr. 29. Oskar, der vielfach an Rheumatismus und Herzleiden krank war und daran im Alber von etwwa 20 oder 21 Jahren gestorben ist. Richard war wohl Betriebsleiter in einer Tuchfabrik in Neudamen, wurde dort krank und starb noch ziemlich jung in Sagan. Er war kinderlos. Ludwig, der die Tuchfabrikation erlernt hatte und zum Besuche der Webschule in Werdau mal bei uns gewohnt hat. Er war dann in Görlitz Vertreter einer Margarinefabrik und war verheiratet. Seine Frau ist seit Jahren in einer Gefangenenanstalt in Jaule in einer gehobenen besseren Stellung. Dort wohnte auch Ludwig, der einen Schlaganfall gehabt hat und ich glaube gelähmt war. Sie haben eine Tochter. - Martin hat in Dresden bei Carl Jäkel, Pillnitzerstr., Colonialwarengeschäft, Kaufmann gelernt. Später hatte er in Leipzig verschiedene Vertretungen und hat uns in Dresden mehrfach mit seinen beiden Töchtern besucht. -

Mein Bruder Julius hat mehrere Kinder. Eine Tochter Ella, ist an den Kürschnermeister August Kreische, Inhaber der Firma  Pelzhaus Kuhlen in Mülheim am Rhein, bei Cöln verheiratet. Aus dieser Ehe stammt eine Tochter, Toska.   Zwei Töchter von Julius, Toska und Hildegard, sind im kaufmännischen Beruf in Crefeld tätig. Ein Sohn ist bei der Eisenbahn angestellt, doch weiß ich nicht, als was. Er hat eine Baufachschule besucht. Dann war noch ein Sohn von Julius, der in Wiesbaden als Kaufmann in Stellung war und noch ziemlich jung gestorben ist. Er hatte Kinder.

Mein Bruder Paul, dessen Frau eine Holländerin war, { Henriette van Engelen } hat folgende Kinder:
Alfred in höherer, verantwortungsreicher kaufmännischer Stellung bei Bensdorp, Kakaowaren, in Cleve, verheiratet, hat 2 Kinder { Alfred und Helmut }.
Henriette,  genannt Netty, unverheiratet in Cleve.
Paul, kaufmännischer Prokurist in einem Holzagentur-Importgeschäft in Amsterdam, wohnhaft in Hilversum bei Amsterdam, verheiratet, Vater mehrerer Kinder { Paul, Baptist, Robert, Hans, Maria, Edgar }.
Jo , verheiratet mit ihrem Cousin Menke, der seit einiger Zeit in Cleve ein Lebensmittel Engros-Geschäft betreibt und mehrere Kinder hat. { Johannes, Theodor, Henriette, Magdalene, Toska }
Hans, in kaufmännischer Stelle bei van den Berghe, Margarinefabrik in Cleve. Er ist verheiratet und hat mehrere Kinder. { Hans Jürgen, Harro, Paul, Gottfried, Herbert } - Leider ist er infolge schwerer Verwundung im Kriege öfter lange krank gewesen. Noch als Soldat hat er wohl 10 oder 12 Operationen durchgemacht. Er hatte eine größere Anzahl Granatsplitter im Gehirn, die man nach und nach zum größten Teil operativ entfernt hat. Die übrigen sollten sich einkapseln. Ob dies geschehen ist, weiß ich nicht, wahrscheinlich  nicht in der erwarteten Weise, da wiederholt neue Erkrankungen vorgekommen sind.

Mein Bruder Oskar  hat 2 Töchter, die ältere ist Ella und verheiratet mit Erich Paaschen, kaufmännischer Beamter bei van den Berghe, Margarinefabrik in Cleve. Aus dieser Ehe hat er 2 Söhne.
Die jüngere Clara, verheiratet an Johann Haschroth, Vertreter von van den Berghe, lange Jahre in Münster in Westfalen und in Osnabrück. Diese Ehe ist kinderlos.

Wie schon erwähnt, war meine Großmutter eine geborene Tillich, und zwar die Tochter des Lehrers Sigismund Tillich in Groß-Beeren bei Guben, der 1741 geboren wurde und 1807 gestorben ist.
Ein Bruder meiner Großmutter war der Professor Dr. August Tillich in Görlitz, geb. 1798, gest. 1876.  Er besaß ein Häuschen;  so viel ich weiß war er in Görlitz an einer höheren Schule tätig. Seine Frau war eine Engländerin. Sie soll, wie alle Engländer, sehr steif gewesen sein. Dieser Professor Tillich, also mein Großonkel, war ab und zu in Sagan auf Besuch und auch bei uns. Wir freuten uns, wenn er auf einige Wochen zu uns kam, weil er ungemein lebendig erzählte, hatte ein sehr durchgeistigtes Gesicht und trug keinen Bart. In Görlitz soll er eine stadtbekannte Persönlichkeit gewesen sein. Wahrscheinlich hatte er viel Falten im Gesicht, was natürlich war, da er wohl schon über 70 Jahre alt war. Ich weiß, daß ihn mein Vater einmal malte und mich in seiner Gegenwart fragte, ob das Bild (?) ähnlich sei, und daß ich darauf erwiderte, es sei schon ähnlich, aber es fehlten doch zu viel Falten im Gesicht. Darüber natürlich kräftiges Lachen des Großonkels und auch meines Vaters, denen meine Antwort eben Spaß gab. Mein Vater liebte die Späße sehr und war selbst ein Spaßvogel. So hatte er uns Kindern unmittelbar bevor der Großonkel zu uns auf Besuch kam, eingeschärft, bei der Begrüßung zu sagen: Freut mich sehr, die Ehre zu haben , Sie kennen zu lernen. Damit begrüßten wir ihn dann auch, und es schien ihm dies doch Spaß zu machen. Ich glaube, er erwiderte darauf, daß es ihm ebenfalls eine Ehre sei, unsere Bekanntschaft zu machen, und daß es ihn freue. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß ich damals vielleicht 8, höchstens 9 Jahre, und Oskar 5 oder 6 Jahre alt gewesen sein mag. Nun denke man, wenn ein Junge von 5 oder 6 Jahren zu einem Professor, der sein Großonkel ist, von der Ehre des Kennenlernens spricht!

Außer dem Großonkel Tillich war ab und zu noch ein damals noch unverheirateter Cousin meines Vaters, Dr. Ernst Tillich, Oberlehrer an einer Realschule in Berlin, bei uns zu Besuch. Er soll sehr klug gewesen sein und war schon mit 20 Jahren Doktor der Philosophie, er war sehr christlich gesinnt, ich glaube im Herrnhutischen Sinne. Er war zu uns Kindern sehr nett, aber wir wurden nicht warm mit ihm, er war uns zu sehr Lehrer. Ich sollte mal mit ihm "Nun danket alle Gott" singen, und das war mir nicht grade angenehm, denn ich war kein großer Sänger. Vielleicht wollte er mich prüfen und mich dazu machen. - Uns war vom Vater verboten, Schuljungen mitzubringen. Mein Bruder Paul aber hatte doch einmal welche mitgebracht, und da zupfte ihn Onkel Ernst, wie wir ihn nannten, am Ohr und fragte ihn, ob er nicht wüßte, daß das der Vater verboten hätte. Da hatte er sich natürlich Pauls Freundschaft verscherzt, geradeso wie meine durch das Singen. Dagegen haben mich später einige Worte von ihm sehr sympathisch berührt. Ich hatte von Guben aus, wo Paul und ich nach dem Tode meiner Mutter waren, einmal meinen Vater in Berlin besucht, und war da auch bei Onkel, der im Hause nebenan vom Vater wohnte. Als ich mich von ihm verabschiedete, sagte er unter Händedruck "Ihr seid nun ohne Mutter und doch auch so gut wie ohne Vater, so haltet Euch denn zu Gott, der Euer rechter Vater ist." Das habe ich bis heute nicht vergessen. - Später ist er zur apostolischen Gemeinde getreten, da Priester geworden und hat seine Stellung als Oberlehrer aufgegeben. Nach einiger Zeit ist er Vorsteher der apostolischen Gemeinde in Stettin geworden. Von Luckewalde aus, wo ich in Stellung war, habe ich ihn zweimal kurz in Berlin besucht. Er war damals verheiratet und hatte einen kleinen Jungen, der noch nicht laufen konnte. Dieser Junge ist Amtsgerichtsrat in Berlin und mit einer Baronin von Richthofen verheiratet. Er gehörte samt seiner Frau auch der apostolischen Gemeinde an. - Von meiner Schwester weiß ich, daß in Berlin noch ein Geheimer Consistorialrat Tillich im Ruhestand existiert. [1] Mit ihm habe ich vermutlich einen gemeinschaftlichen Urgroßvater, nämlich den schon erwähnten Lehrer Tillich in Groß-Brusen. Amtsgerichtsrat Tillich hat den Lehrer Tillich zum Urgroßvater. - Ein Sohn von dem Consistorialrat Tillich war hier an der Technischen Hochschule tätig. Er ist Professor Dr. der Theologie, später als Universitätsprofessor in Frankfurt a. Main. Die Verwandtschaft ist ja auch so weit zurück, daß sie eigentlich garkeine mehr ist, obwohl die Tillichs sehr zusammenhalten und öfter einen Familientag in Berlin haben. Jener Dr. Ernst Tillich hatte eine Schwester, die glaube ich, Lehrerin war und jung gestorben ist. Diese war mit meiner zweiten Mutter befreundet, die noch als Fräulein Wolf bei ihr war, sie wohnte mit Ernst Tillich zusammen. Dadurch ist, glaube ich, die Bekanntschaft von Fräulein Wolf mit meinem Vater angebahnt worden. - Es existierten zu jener Zeit noch einige Tillichs, mehr oder weniger mit uns verwandt, so ein Arthur Tillich in Görlitz, der wohl ein Porzellanwaren- oder Glaswarengeschäft hat. - Ein Stabsarzt Tillich und ein Stadtrat Tillich, beide in Frankfurt a.d.Oder, doch ich habe keinen von ihnen gekannt.

Nun zu den Verwandten Ritscher. Da war zunächst die Schwester meines Großvaters, die hier in Dresden unverheiratet lebte und Christiane hieß, von uns Tante Christel genannt wurde. Sie ist über 70 Jahre alt geworden, in Dresden gestorben.  -  So war noch ein Kunstmaler Moritz Ritscher und seine Schwester Louise Ritscher in Dresden, Cousin und Cousine meines Vaters. Ersterer ist in jüngeren Jahren gestorben, letztere im Alter. Beide sind mit ihrer Mutter in einem gemeinschaftlichen Grabe auf dem Trinitatisfriedhof beerdigt. Die Freunde von Moritz Ritscher haben ihm ein Denkmal mit einem Relief gesetzt. - Weiter hat noch Hofkupferschmiedemeister Ritscher hier gelebt. Ich glaube, dies war ein Bruder meines Großvaters oder ein Cousin? und wohl der Vater von Moritz und Louise Ritscher. Endlich will ich noch einen Brauereibesitzter Ritscher erwähnen, der der Vater meines Großvaters, also mein Urgroßvater gewesen sein muß, derselbe hatte eine Brauerei in Dresden Friedrichstraße und war gut situiert. Er soll 20 Pferde gehabt haben, die ihm Napoleon weggenommen hat. Außerdem besaß er Bargeld, das er,  wie damals sehr üblich, vergraben hat, und zwar mit einem Freunde zusammen. Er soll dann nach Porzendorf(?) bei Dresden gezogen sein, und als er sein Geld wieder aufgraben wollte, war es verschwunden, und ebenso sein Freund. Es sollen ja noch mehr Ritscher, die zu unserer Verwandtschaft gehören existieren, doch weiß ich nichts Näheres. Meine Schwester sagte mir, daß von ihnen einer in Parma Baumeister wäre.

Unser nachweisbarer Stammvater Ritscher war Ortsrichter in Ober-Sohland an der Spree. Ursprünglich soll unsere Familie aus Holland stammen und  damals van Rietscher oder Ritschier  geheißen haben. Ich hörte aber auch einmal, daß unsere Familie in Hamburg ansässig gewesen und reich gewesen sei, sie soll so und soviel Tonnen Gold besessen haben, doch weiß ich nicht wieviel und auch nicht, wieviel Wert eine Tonne Gold hatte. Nun, das sind so Überlieferungen und ich weiß nicht, ob sie richtig sind und [wie] weit dies zurückliegt. Wohl aber weiß ich, daß sich mein Großvater in jüngeren Jahren noch Rietscher geschrieben hat. Durch Nachschlagen in den Stammbäumen der sächsischen Familien, die im Japanischen Palais in Dresden vorhanden sind, hat er feststellen lassen, daß unser richtiger Name Ritscher ist, und von da ab hat er sich auch so geschrieben. Mit dem Eintragen der Namen in den Kirchenbüchern wurde es früher auch nicht so genau genommen. So lautet ja auch noch das Taufzeugnis meines Vaters auf den Namen Riedscher. Wir, unsere Familie, hat auch ein Wappen, doch leider besitzen wir keins. Ich habe es aber beim Onkel in Sagan gesehen.

Bezeichnend für das Maltalent meines Vaters ist, als er, wohl erst 4 Jahre alt, sich einmal einen Anzug mit Farbe beschmiert und ferner eine Wand, die eben erst neu gestrichen war, über und über mit Pferdeköpfen bemalt hat. Das Zeichnen und Malen steckte schon in ihm, als er noch ein kleiner Junge war. Schlechtigkeiten hat er nie begangen. Große Sorgen aber hat er seinen Eltern bereitet, als er einen Beruf ergreifen sollte. Erst sollte er, wie später sein Bruder, Tuchmacher werden. Allein, das lehnte er ab. Er sollte dann Ökonom werden, aber auch das wollte er nicht. Er wollte durchaus Maler werden. Nun wurde zu einem Porzellanmaler gegangen, der ihn auch nehmen wollte, ihm aber doch sagte, daß meistens nur schwächliche und gebrechliche Jungen Porzellanmaler würden, er aber, also mein Vater, wäre doch ein kräftiger, gut gewachsener Junge. Mit diesem Ausspruch war es mit der Porzellanmalerei gründlich vorbei.

Also, das war wieder nichts, und man kann sich denken, daß der Zorn der Eltern und besonders der der Mutter, die sehr temperamentvoll gewesen sein soll, zu Zerwürfnissen geführt haben mag, in deren Verlauf mein Vater seiner Mutter erklärte, ausreißen zu wollen. Und er riß aus, obwohl sich seine Mutter, als sie sah, daß es ernst wurde, aufs Bitten verlegte. Er rief ihr von Ferne immer "Adieu" zu, und sie ihm die Bitte, zurückzukommen. Er aber stiefelte los und kam gegen Mittag bei Cottbus an. Ermüdet legte er sich zum Ausruhen an das Ufer der Spree und hörte um 12 Uhr mittags in Cottbus vom Turm blasen. Da kam ihm der Gedanke, Musiker zu werden, und ohne Verzug ging er zum Stadtmusikdirektor und bat um Aufnahme als Lehrling. Er wurde auch genommen und wollte, glaube ich, 5 Jahre lernen. Nun, die Eltern waren damit einverstanden. Nun war der Junge endlich untergebracht und hat glücklich ausgehalten. Von seiner Lehrzeit weiß ich weiter nichts, als daß er sich mit seiner Meisterin nicht sehr gut gestanden hat. Er sollte ihr immer allerlei häusliche Arbeiten machen, und das paßte ihm nicht. Er hat sich dabei ziemlich ungeschickt angestellt und ihr einmal, wohl nicht ohne Absicht, einen Korb Wäsche, den er auf die Mangel schaffen sollte, auf die Erde fallen lassen, wodurch die Wäsche beschmutzt worden ist. Mein Vater hatte dadurch das, was er gern wollte, erreicht, er wurde zu solchen Sachen, weil er sich zu ungeschickt anstellte, nicht mehr herangezogen. Auch hat er einmal nachts im Winter bei großer Kälte, als er von einer Dorfmusik heimkehrte, die Geige, die er unterm Arm trug, fallen lassen, wodurch sie zersplittert ist. Da ist es ihm schwer geworden, sich vor seinem Lehrherrn sehen zu lassen. Seine Laufbahn als Musiker hat ihm überhaupt nicht viel Freude gemacht. Es mißfiel ihm, oft zu Tanzmusiken in der Nacht spielen zu müssen, weil er da zuviel sah, was ihn anwiderte. Ob er viel gelernt hat, weiß ich nicht. Er spielte wohl hauptsächlich Geige und Clarinette, und Clarinette spielte er zuweilen zu Hause noch im Alter.
Der Wunsch, Maler zu werden, drängte sich immer wieder vor. Und so wendete er sich im Alter von ca. 21 Jahren nach Dresden und wurde doch noch Maler. Er hatte wohl auch einmal  ins Auge gefaßt, Bildhauer zu werden. Er hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, verursacht durch seine Mittellosigkeit, das Fehlen von Protektionen und mangelnder Vorbildung. Das Unentbehrlichste hat er sich durch Mitwirken bei Tanzmusiken verschafft, und dadurch, daß er Leute, mit denen er in Berührung kam, für wenig Geld gezeichnet hat. Seine Eltern und Verwandten wußten hiervon nichts, und er schrieb es ihnen auch nicht. Große Schwierigkeiten hat er gehabt, auf der Akademie anzukommen. Mit seinem Anliegen wurde er von einem Professor zum anderen geschickt und hörte von allen das Gleiche. Es wurde Vorschule verlangt, wenigstens Besuch einer Porzellanmaler-Schule. Bis er zu einem  Professor kam, der ihm sagte, er sollte ihm doch einmal einige von ihm angefertigte Zeichnungen vorlegen. Dies geschah, und der Professor fragte ihn, ob er diese Zeichnungen ganz allein gemacht habe. Auf die bejahende Antwort wurde meinem Vater gesagt, er solle in einigen Tagen wiederkommen. Als er dann kam, wurde ihm gesagt, daß er aufgenommen sei, das koste 5 Taler. O weh, mein Vater mußte sagen, daß er nu 2 Taler habe. Darauf frage der Professor: "Sie sind wohl ein armes Luder?" - "Ja leider", war die Antwort. Nun, sagte der Professor, ich will die 3 Taler dazulegen. Sie müssen sie mir aber später wiedergeben, denn ich bin auch ein armes Luder. - Von der Akademiezeit weiß ich nur, daß mein Vater bei Professor Rietschel, von dem ein Denkmal auf der Brühlschen Terrasse, Zeichenunterricht gehabt hat, und daß der Minister von Friedberg das Honorar auf der Akademie für ihn bezahlt hat. Da er diesen Herrn nie gesehen und nie mit ihm in Berührung gekommen ist, muß sich doch irgend jemand für ihn verwandt haben.

Nun war mein Vater auch mit der Gall'schen Schädellehre bekannt geworden und hatte, wie damals viele Maler, großes Interesse daran gefunden. Ein Onkel von ihm, Bruder seiner Mutter, Professor Ernst Tillich, geb. 1780, gest. 1807, war ein hervorragender, kluger und gelehrter Mensch gewesen und ist in Dessau im Alter von 27 Jahren gestorben. Diesem hat die Stadt Dessau, weil er so hervorragend gewesen war, ein Denkmal setzen lassen mit der von Vätern seiner Schüler stammenden folgenden Inschrift. Es ist auch möglich, daß auch die Väter das Denkmal gestiftet haben, oder daß schon ein Denkmal auf der Familiengruft vorhanden war und nur die Inschrift darauf gesetzt worden ist. Die Inschrift lautet:

"Hier die heilige Gruft des weisen
Erzieher der Jugend, Tillich,
dem Jüngling und Greis
Tränen der Dankbarkeit zollt.
Daß nicht zu hell sich der der himmlische Funken
im Menschen entwickle,
riß ihn ein strenges Geschick
früh aus dem wirkenden  Kreis."

Ein Petschaft besitzen wir,
wir fügen es für Euch bei,
für die große Familie
Ritscher.

Hugo Ritscher war einer der Söhne von dem Kunstmaler August Wilhelm Julius Ritscher. Die Kinder von Hugo Ritscher (3 Cousinen und ein Cousin meines Vaters) haben die Abschrift meinem Vater, Paul Ritscher, liebenswürdiger Weise nach Kleve übersandt.

Edgar Ritscher.

das Petschaft = Siegel mit eingraviertem Namenszug, Wappen oder Bild.


[1] Dessen Sohn war der Prof. Ir. Dr. Paul Tillich. 1967 (i. U.S.?) verstorben. Er war Vetter von Amtsgerichtsrat Tillich.

[2] Voor meer informatie over de in 1780 geboren Ernst Tillich zie: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Tillich,_Ernst_Gotthelf_Albrecht